Was ist manuelle Lymphdrainage?
Im Gegensatz zur herkömmlichen Massage beruht das Prinzip auf rhythmisch kreisenden und pumpenden Grifftechniken. Für den Patienten fühlt sich diese Therapie in der Regel sehr angenehm an, vergleichbar mit einem sanften Streicheln. Dadurch entspannt sich das Tier während der Behandlung.
Manuelle Lymphdrainage wirkt nicht hauptsächlich auf die Muskulatur, sondern auf das sehr oberflächlich unter der Haut liegende Lymphgefäßsystem. Dieses ähnelt in seinem Verlauf dem Blutgefäßsystem und durchzieht genauso den gesamten Organismus und mündet schlussendlich in das Venengefäßsystem ein und stellt so eine Verbindung dazu her.
Funktionen eines gesunden lymphatischen Systems liegen in der Gesunderhaltung des Körpers indem es reinigende Funktion hat sowie durch seine Schutzfunktion und als Immunmodulator.
Beim Pferd ist manuelle Lymphdrainage besonders effektiv, da das Unterhautfettgewebe im Gegensatz zum Menschen sehr dünn ist. Dadurch erkranken Pferde aber auch leichter im Bereich des Lymphgefäßsystems und dann auch wesentlich ausgeprägter als der Mensch. Eine weitere Ursache für die Entstehung von Erkrankungen liegt sicher auch in der Boxenhaltung sowie in der Boxenruhe nach Verletzungen. Gestaute Lymphgefäße distaler Extremitäten werden so weniger leicht durch die natürliche Pumpbewegung über bewegende Muskulatur abtransportiert.
Aber auch Schwellungen, deren Ursache zB akute Verletzungen oder altes Narbengewebe können einen Lymphstau verursachen.
Mit der Lymphdrainage kann man die Lymphgefäße in ihrer Funktion unterstützen und zu Arbeit anregen um den Abtransport zu beschleunigen.
Die wichtigsten „Aufgaben“ der Lymphgefäße sind die Drainage und der Abtransport von Gewebeflüssigkeit mit verschiedenen darin enthaltenen Stoffen.
Lymphdrainage regt Lymphgefäße zur Arbeit an und Lymphflüssigkeit kann wieder abfließen.
Das Prinzip ist eigentlich recht einfach: Das Lymphgefäßsystem arbeitet als Drainagesystem. Der Einsatz der Griffe bewirkt vermehrte Lymphbildung. Lymphflüssigkeit sowie Bewegungen, die manuell von außen ausgeführt werden dehnen Angione und aktivieren diese verstärkt. Dadurch steigt das Lymphzeitvolumen (das bedeutet die Lymphmenge, die pro Zeiteinheit einen Gefäßabschnitt passiert). Die Zahl der Lymphozyten (wichtige Bestandteile der körpereigenen Abwehr) wird erhöht.
Sofern die Grenze des körpereigenen Drainagesystems überschritten wird, können Stauungen entstehen und hier können wir mit der manuellen Lymphdrainage gezielt eingreifen, Engstellen des Transportweges durch die ‚Sogwirkung’, die wir erzeugen, lockern, und die Lymphbahnen vermehrt zum Abtransport anregen.
Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung auf das parasympathische Nervensystem. Die Anregung erfolgt über Axone (lange, faserartige Fortsätze einer Nervenzelle), die bis in das Bindegewebe reichen. Daher eignet sich diese Behandlung prophylaktisch insbesondere für kolikanfällige Pferde, indem durch die parasympathische Anregung die Verdauung unterstützt und die Darmperistaltik gefördert wird.
Durch die parasympathische Wirkung wird automatisch der Gegenspieler Sympathikus gehemmt. Schmerzen werden gelindert und der Patient wird während der Behandlung ruhiger, müder und entspannter. Die langsam ausgeführten Griffe entspannen zusätzlich quergestreifte Muskulatur indem der Milchsäureabbau gefördert und dadurch die Regeneration beschleunigt wird.
Die Behandlung wird an Problembereiche adaptiert, schmerzhafte Bereiche können berücksichtigt oder ausgespart werden.